Willy Vanderstraeten, neuer Direktor a.i. beim Fachzentrum für zivile Sicherheit

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Der Verwaltungsausschuss des Fachzentrums für zivile Sicherheit (KCCE) hat Willy Vanderstraeten (60) als neuen Direktor a.i. bestimmt: "Unterrichten ist für mich immer selbstverständlich gewesen. Die Praxis des Unterrichtens hat mich gelehrt, dass viele der für die Feuerwehrdienste bestimmten Kurse den aktuellen Herausforderungen nicht mehr entsprechen; bei der Modernisierung dieser Kurse mitwirken zu dürfen stellt für mich eine spannende Herausforderung dar."
Willy Vanderstraeten

Seit diesem Jahr ist Willy als entsandter Sachverständiger beim Fachzentrum täig. Wir haben ihn gefragt, wie seine Vision für das Zentrum für die kommenden Jahre aussieht.

Was sollten Ihrer Meinung nach in den kommenden Jahren die Prioritäten des Fachzentrums sein?

Willy: In meinen Augen wird die Hauptaufgabe des Fachzentrums darin bestehen, die Reform der zivilen Sicherheit weiter umzusetzen und dabei neue Kurse und Ausbildungen auszuarbeiten, so wie sie im neuen KE über die Ausbildungen vorgesehen sind. Dem Fachzentrum wird hier eine sehr wichtige und verbindende Rolle zukommen. Die Ausbildungen müssen von der gesamten Feuerwehr getragen und unterstützt werden, ohne dass Unterschiede nach Region oder Wichtigkeit der Zonen gemacht werden. Zielsetzung der Ausbildungen sollte sein, dass alle Feuerwehrleute auf dieselbe Weise ans Werk gehen und somit einen gemeinsamen Einsatz bestmöglich bestreiten können. Auch der Beitrag der anerkannten Ausbildungszentren, die ein gewaltiges Know-how mitbringen, wird eine entscheidende Rolle spielen, denn sie sind es, die die Ausbildungen in der Folge umsetzen.

Nachdem die Kurse einmal ausgearbeitet sind, müssen die Ausbildungsbedürfnisse angesichts der Aufnahme aktueller Techniken erneut erfasst werden. Anschließend ist das Ziel, die Kurse auf pädagogischer Ebene zu verbessern, damit sie verständlicher werden und der Unterrichtsstoff leichter zu erlernen ist.

In dem neuen KE wird der Begriff "E-Learning" für die Feuerwehrausbildungen genannt. Wie möchten Sie das umsetzen?

Willy: Da das Anwesenheitsquorum in den Kursen abgeschafft worden ist, eröffnen sich auch Möglichkeiten für das E-Learning. Zum derzeitigen Zeitpunkt gibt noch keine Angebote auf diesem Gebiet, aber wir denken z. B. über interaktive Kurse nach, bei denen eine Ausbildung modular absolviert werden kann und nach jedem Modul ein kurzer Test erfolgt, um zu sehen, ob der Kursteilnehmer alles gut verstanden hat. Die Ausbildungen sollten mit kurzen Schulungs-Clips einhergehen, was mit den heutigen Kommunikationsmöglichkeiten auch nicht besonders teuer sein muss. Kursteilnehmer, die diese Art von Ausbildung absolviert haben, müssen imstande sein, den Test zu diesem Thema zu bestehen.

Im Rahmen neuer Technologien muss auch das virtuelle Lernen weiter entwickelt werden. Die beste Art und Weise, Kenntnisse zu erwerben, ist das so genannte "Learning on the Job". Mit Feuerwehreinsätzen ist das natürlich nicht immer machbar und darum müssen die Kursteilnehmer die Möglichkeit erhalten, unter realistischen Bedingungen Übungen durchzuführen. Dank virtueller Plattformen können die Folgen bestimmter Entscheidungen perfekt wiedergegeben werden, ohne dass dabei Schaden entsteht oder jemand zu Schaden kommt.

Das Fachzentrum ist für die Feuerwehrdienste und den Zivilschutz ins Leben gerufen worden. Was möchten Sie, mit Ausnahme großer Projekte wie die Reform der Ausbildungen natürlich, als neuer Direktor a.i. für die Leute vor Ort bewirken?

Willy: Aus meiner FIST-Erfahrung heraus möchte ich dem Faktor Wohlbefinden bei der Arbeit mehr Aufmerksamkeit widmen. Stress ist der zweithäufigste Grund sowohl für Arbeitsausfälle als auch für Burnout. Doch auch die Problematik des Berufs und die Folgen für die Gesundheit der Feuerwehrleute sollten die nötige Beachtung und Begleitung finden.

Der neue KE über die Ausbildungen ist so gut wie fertig. Er ist angepasst worden, um den Freiwilligen die größtmögliche Chance zu bieten, ihren Traum, eines Tages Feuerwehrmann zu werden, zu verwirklichen. Man kann nun darüber diskutieren, ob das eine gute oder eine schlechte Sache ist, aber eines ist klar: Wir müssen auf jeden Fall verhindern, dass zwei Klassen von Feuerwehrleuten entstehen. In Belgien gibt es keine separaten Einsätze für Berufsfeuerwehrleute und Freiwillige. Der einzige Unterschied besteht darin, dass es in bestimmten Zonen zu mehr Zwischenfällen kommt als in anderen. Jeder einzelne Zwischenfall birgt potenzielle Risiken und es ist unsere Aufgabe, diese richtig einzuschätzen und in den Griff zu bekommen. Und dies ist nur möglich mit einer guten Grundausbildung, einer kontinuierlichen Weiterbildung und dadurch, dass die körperliche Leistungsfähigkeit des Einsatzpersonals - sowohl bei der Feuerwehr als auch beim Zivilschutz - aufrechterhalten wird. Ich bin selbst jahrelang freiwilliger Feuerwehrmann und Reserveoffizier in der Para-Commando-Brigade gewesen, deshalb finde ich es nicht mehr als normal, sich körperlich fit zu halten, ganz egal, in welchem Alter. Aus diesem Grund lege ich großen Wert auf das Bestehen der jährlichen Prüfungen der körperlichen Eignung.

Willy Vanderstraetens Laufbahn

In den 25 Jahren, die Willy Vanderstraeten als Freiwilliger leistete, erklomm er vom Feuerwehrmann bis zum Kapitän alle Stufen der Karriereleiter. Bereits in jungen Jahren war er bei den Hilfsdiensten aktiv: "Ich wollte nicht Teil der Masse sein, die bei einem Unfall oder wenn jemand in Not ist nur tatenlos zusieht." Im Vlaamse Kruis engagierte er sich als Assistent, Sanitäter und Erste-Hilfe-Ausbilder. Als 1991 in seinem Wohnort Dilbeek eine Außenstelle der Feuerwehr von Asse eingerichtet wurde, war es für ihn klar, sich dort als Freiwilliger zu melden.

In der Zwischenzeit hat er alle möglichen Kurse absolviert und u. a. das Brevet für dringende medizinische Hilfe und das Brevet eines Unterleutnants erhalten. Die Feuerwehr ist somit zu einem zweiten, quasi vollzeitigen Job geworden: "Meine Frau sagt immer: Bei der Feuerwehr zu sein ist wie eine Krankheit ... und wenn man mich fragt, eine unheilbare Krankheit."

Da die Kaserne von Lennik nach einem Umzug näher an seinem neuen Wohnort lag und sie noch Offiziere brauchte, wechselte er zur dortigen Feuerwehr. Hier war er nach dem Probejahr kurz erster Sergeant, woraufhin 2001 die Beförderung zum freiwilligen Unterleutnant folgte. In dieser Funktion wurde er mit den Ausbildungen innerhalb des Korps betraut. Anfang 2015, nach der Reform der zivilen Sicherheit, wurde er zum Kapitän befördert. In dieser Zeit war er außerdem ständiger Ausbilder für die Ausbildungen Feuerwehrmann und Unteroffizier im Ausbildungszentrum PIVO von Flämisch-Brabant.

Hauptberuflich war er immer in der Finanzbranche tätig, zuerst in einer Bank und anschließend im Sektor für sozialen Wohnungsbau, wo er Direktor einer der größten Wohnungsbaugesellschaften war. Als die Gesellschaft 2014 übernommen wurde, arbeitete er zunächst in einem Notarbüro und wechselte dann als Sachverständiger zum Fachzentrum für zivile Sicherheit.

Die Entscheidung, für das Fachzentrum tätig zu sein und nun Direktor a.i. dort zu werden, fügt sich nahtlos in die Reihe von Erfahrungen ein, die er in all den Jahren seiner Laufbahn gesammelt hat.

Lebenslauf:
Lizenziat der Handels-, Finanz- und Konsularwissenschaften
Lizenziat der Rechte und des Notariatswesens
Bachelor der Philosophie und Graduierter der Steuerwissenschaften
Oberst der Reserve an der belgischen Botschaft bei der NATO
Freiwilliger Feuerwehrmann seit dem 1. Oktober 1991 in der Wache von Dilbeek
Wechsel zur Wache von Lennik am 1. Januar 2000
Leutnant seit dem 1. Januar 2001
Mitglied des provinzialen Ausbildungsrates von Flämisch-Brabant seit 2013
Kapitän seit dem 1. Januar 2015 in der Zone "Vlaams-Brabant-West"
Entsandter Sachverständiger beim FÖD Inneres seit dem 13. April 2015